Die Franzosen hatten bei der Belagerung Regensburgs im Jahr 1809 das einstige Jesuitenkolleg St. Paul – die Heimat der Marianischen Männerkongregation – in Brand geschossen.
Am 10. Februar 1810 wurde der Marianischen Congregation Regensburg durch das Bischöfliche Konsistorium die Deklaration auf die Dominikanerkirche St. Blasius, damals Schul- und Institutskirche genannt, zugestellt. Ihr war auch die Erklärung über die Gültigkeit der bisherigen Ablässe in der neuen Kirche beigefügt. Die Titulierung der Congregation hieß demnach auf Jahrzehnte: Marianische Congregation Mariae Verkündigung bei St. Paul. Der jeweilige Präses der Congregation wurde zugleich zum „rector ecclesiae“ bestimmt. Nun hatte also die Congregation wieder eine geistige Heimat, „ihre Kirche“, in der sie Gottesdienste und ihre Konvente halten konnte. An Nebenräumen wurde ihr die ganze Flucht des westlichen Kreuzgangflügels, einschließlich der Albertus-Magnus-Kapelle zugewiesen.
Der Congregation wurde bei ihrem Einzug in die Dominikanerkirche der linke Seitenaltar am Pfeiler zum Eingang ins Presbyterium zugewiesen, der zugleich Sakramentsaltar der Kirche war. Man ließ von einem Maler namens Schweigländer ein Altarbild malen, die Verkündigung Mariens darstellend. Nach den Aufzeichnungen im Archiv war es dem von St. Paul ähnlich. Man zahlte für das Bild und den dafür gefertigten Rahmen samt Vergoldung laut vorliegender Rechnung 108 Gulden.. In einem Schreiben der Congregation an den Kirchenvorstand von St. Blasius wird ausdrücklich darauf hingewiesen, daß zwar der Altar der Kirche gehöre, das Bild aber der Congregation, lt. Ausweis der Rechnung von 1810. Das Bild kam in die neue (renovierte) Albertus-Magnus-Kapelle“. 1894 war diese durchgreifend renoviert und mit einem vom Fürsten Albert von Thurn und Taxis und seiner Frau Margarete gestifteten Flügelaltar ausgestattet worden. In dieser Kapelle hängt das Bild bis zum heutigen Tag, aber niemand wußte, was es mit ihm für eine Bewandtnis hat.
Ende der 1950’er Jahre wurde nach langen Verhandlungen durch das Landbauamt die Entfernung des 1881 errichteten Congregationsaltares genehmigt, um einem geplanten Schrein mit der Schutzmantelmadonna am Pfeiler Platz zu machen. Die Verhandlungen zogen sich in die Länge, aber beim Hauptfest 1950 konnte der neue Altar durch Weihbischof Josef Hiltl feierlich geweiht werden. Aufstellung und Einrichtung des Altares wurden auch diesmal wieder von der Congregation getragen. Die Kosten betrugen 4.353,33 DM. Die Aufbauten des Altares gehören der Congregation, die Schutzmantelmadonna ist nach wie vor Eigentum des bayerischen Staates.
Der dem gotischen Stil angepaßte Schrein ist flankiert von zwei, als versperrbare Türen zu benützenden Flügeln, deren aufgeschlagene Seiten in vier Feldern Bilder aus dem Leben Mariens zeigen, geschaffen von dem Kunstmaler Magnus Hotter aus Markt Oberdorf/Allgäu. Der Entwurf des Schreines, der Leuchter, des Tabernakels und des Altarkreuzes wurde erstellt von dem evangelischen Architekten Wilhelm Tonne
Durch die Verlegung der „Schul-Institution“ von St. Paul wurde die Kirche als „Schulen-Institutskirche“ deklariert, also eine, dem alten St. Paul ähnliche Struktur geschaffen, freilich mit anderen Vorzeichen. Die Schüler des Gymnasiums und die Studenten des Lyzeums, später die Höheren Lehranstalten im Bereich der „Oberen Stadt“, waren dieser Kirche zugeordnet, wobei das später so genannte „Alte Gymnasium“ am Ägidienplatz mit seiner hohen Schülerzahl den Löwenanteil stellte. Als in den 1950-er Jahren mit den Vorbereitungen für eine Universität Regensburg begonnen wurde, mußten alle in diesem Bereich befindlichen Räume, soweit nicht zwingend benötigt, abgegeben werden.
Im Jahr 1960 schlossen der Freistaat Bayern als Eigentümer der Kirche mit dem Domkapitel Regensburg einen Nutzungsvertrag, der auch von der MMC Regensburg mitgezeichnet wurde.
Die dann 1964 vollkommen neu erstellte Universität im Süden der Stadt schaffte mit der Wegnahme des gesamten Lehrbetriebes aus den Räumen des Lyzeums vollkommen geänderte Verhältnisse. Dazu kam, daß das Alte Gymnasium am Ägidienplatz, das Studienseminar St. Emmeram und das Seminar Obermünster, alle „Zubringer“ von Studenten, im Stadtwesten neue Häuser erbauten. So war mit einem Mal die gesamte Studentenseelsorge, soweit sie mit der Dominikanerkirche verbunden war, abgezogen. Damit stand eine der größten Kirchen Regensburgs mit einem Mal leer. Als einzige Benützerin konnte man nun nur mehr mit der Marianischen Männercongregation rechnen, die aber die Kirche auch nur an ihrem Hauptfest, also einmal im Jahr, füllen konnte. Die Congregation ist Mitbenützerin der Dominikanerkirche wie bisher. Dieser ist auf diese Weise bisher das Schicksal einer verwaisten Kirche erspart geblieben.
Die vom Kreuzgang der Dominikanerkirche aus zugängige Albertus-Magnus-Kapelle wurde seit 1810 vor allem von der Congregation für geeignete Anlässe benützt. Nach glaubhafter Überlieferung soll dieser Raum zur Klosterzeit als Lehrsaal gedient haben. Ein mittelalterlicher Vorlesekatheder wird dort als Lehrstuhl des hl. Albert ausgegeben. Bischof Franz Wilhelm von Wartenberg stiftete für diesen Raum, den er vom Lehrsaal zur Kapelle umgestalten ließ, einen Altar mit einem silbernen Büstenreliquiar des Heiligen (jetzt in einem Nebenaltäre auf der Südwestseite der Kirche). Wie schon oben ausgeführt, war 1894 die Kapelle durchgreifend renoviert und mit einem vom Fürsten Albert von Thurn und Taxis und seiner Frau Margarete gestifteten Flügelaltar ausgestattet worden. Aktuell wird die Albertus-Magnus-Kapelle von der MMC für die Monatskonvente genutzt.
Eine Besonderheit ist das im nördlichen Seitenschiff befindliche Album Marianum. In einem übergroßen, kastenähnlchen Holzaufbau befinden sich in seinem Inneren und auf den Innenseiten der Holztüren hunderte von kleinen Namenschildern aus dem 19. Jahrhundert. Jeder Sodale steckte beim Eintritt in die Kirche einen der in Schalen bereitliegenden Holzstifte in ein Loch neben seinem Namensschild und wies auf diese Weise seine Anwesenheit beim Konvent aus. Dieses Mitgliedsbuch „Album Marianum“ wie es in der Aufschrift am Kopfende des Schrankes zu lesen ist, war bis zum Jahr 1892 in Gebrauch.
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Die vorstehenden Texte sind dem Buch 400 Jahre MMC Regensburg von Hans Buhl entnommen.
In der sog. Schatzkammer der MMC neben der Kapelle werden liturgische Gegenstände, Gewänder mit kostbaren Ornaten und Kunstgegenstände wie Reliquiare, Kreuze, Kanontafeln, Kelche, Monstranzen, Leuchter, Fahnen u.a. aus verschiedenen Jahrhunderten aufbewahrt. Ein kleiner Einblick in der nachfolgenden Galerie.
Die Dominikanerkirche St. Blasius aus dem 13. Jahrhundert ist ein Meisterwerk der Gotik und eine der bedeutendsten Bettelordenskirchen Deutschlands. Neben dem wohl ältesten Fries der 14 Nothelfer von 1331 und der Schutzmantelmadonna (um 1500) birgt die mächtige, über 70 Meter lange und im Mittelschiff über 23 Meter hohe Basilika viele sehenswerte Details. Zu weiteren Kunsthistorischen Ausführungen siehe in WIKIPEDIA.
Nachstehend noch ein Auszug ais dem Kunstführer Nr. 48 des Verlages Schnell und Steiner:
Am 1.2.1229 übergab Bischof Siegfried von Regensburg dem Predigerorden der Dominikaner die Kirche St. Blasius. Bald darauf begannen die Brüder den Bau einer neuen Kirche und der Klostergebäude. Die großangelegte Anlage – die sich heute im Besitz des Freistaates Bayern befindet – läßt die Bedeutung der Niederlassung erkennen, die bis zur Reformation anhielt. 8 Provinzkapitel der „Teutonia“ fanden bis 1500 im Regensburger Konvent statt. 1271 und 1272 konnten neue Konvente in Landshut, Eichstätt und Bozen errichtet werden.
Für den überdurchschnittlichen Rang des Ordensstudiums bürgte das zeitweilige Wirken berühmter Männer wie Albertus Magnus, Berthold von Moosburg, Johann Herolt und Johann Schwarz gen. Nigri im Regensburger Konvent.
1475 von Nürnberg aus der Ordensreform zugeführt, geriet das Kloster zur Zeit der Glaubensspaltung in Schwierigkeiten. Die Zahl der Konventualen schmolz zusammen. Trotz der Proteste von Kaiser und Bischof beschlagnahmte die Stadt 1542 – 1557 und 1563 – 1630 das Kirchenschiff für protestantische Gottesdienste. Nach der Reformation errang das Kloster inmitten einer andersgläubigen Reichsstadt nie wieder seine alte Bedeutung.
Die neue Blüte gegen Ende des 17. und im 18. Jh. beendete das Zeitalter der Säkularisation durch die Aufhebung des Konvents. Nachdem am Ende des 18. Jh. die Klosterdisziplin verfallen war, setzte Fürsterzbischof Dalberg 1806 die verbliebenen Dominikaner auf Pension. 1809 erlosch das klösterliche Leben.
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